Moin Helmut. hier kommt was für unsere Mühlenseite.
War mit dem Mann befreundet.
Sein Ostgroßefehner Müller-Vater ist nach Kanada ausgewandert, die Mutter nahm ihn mit in ihrem Geburtsort nach Stollham Gruß Jochen
Große Not - Mühlentod "Der Stein, der Korn gemahlen Dasein ohne Sinn"
JMD: Ein fast vergessener Oostgrootefentjer Müller-Sohn mit bewegter Vergangenheit Der ostfriesische Künstler Jürgen-Müller-Düring stammte aus einem Fehntjer Müllerhaus (1924 geboren) und wäre im vergangenen Jahr 100 geworden. Er starb 1999 im Alter von 75 Jahren.
Er fand auch die richtige Worte und Verse, wenn es um das Mühlensterben in seiner Heimat ging. Die Zeichnung und das Gedicht zur sterbenden Mühle hatte er in den 1980er Jahren im Anzeiger für Harlinger Land veröffentlicht.
Repro: Jochen Wagner
Die Mühle
Zerfetzt sind ihre Flügel,
Längst brach der Wind sich Bahn.
Nun wuchern um den Hügel
Schaumkraut und Löwenzahn
Moos nistet in den Mauern,
Der Rundgang fiel heraus.
Und tief im Dunkel
kauern Steinkauz und Fledermaus.
Die schmalen Fenster fahlen
Wie der der hier schuf dahin,
Der Stein, der Korn gemahlen,
Ward Dasein ohne Sinn.
Die Blumen blühn hier trüber
Den Gartenzaun hinauf.
Die Straße geht vorüber,
Und keiner hält sich auf.
Nur Möwen, Sturmgetümmel
Und Wolken schwarz und schwer
Ziehn über ihr am Himmel
Wie einst zu Deich und Meer.
Text und Zeichnung: Jürgen Müller-Dühring
Jürgen Müller-Dühring (JMD) nahm als junger Soldat am Russlandfeldzug teil. Auf Bitten von Jochen Wagner zeichnete der Künstler für den Abschied eines Mathe-Lehrers der Bundeswehrfachschule Wilhelmshaven ein "winterhartes Steppenpferd" für den sogenannten Endsieg.
Dem Lehrer zufolge soll der Züchter - ein KZ-Häftling - die Nazi-Zeit mit einem Zuchtversprechen dieses genügsamen robusten Allroundpferdes überlebt haben. Der Lehrer war gerührt von der Zeichnung des einstigen Russlandkämpfers.
Ein zweites Bild mit gleichem Motiv zeichnete der damals in Ardorf lebende Kunstlehrer für Jochen Wagner mit Widmung zu dessen Geburtstag. Ein Repro des "winterharten Steppenpferdes auf Leinwand hängt jetzt in der Mühle seiner Kindheit in Ostgroßefehn. Jochen Wagner
Das Winterharte Pferd mit Widmung für Jochen
Frühere Kunstausstellung des Ostgroßefehner Müllerjungen: Ein Plakat von Jürgen Müller-Dühring aus 1984 mit Widmung für Jochen Wagner.
Foto: Jochen Wagner
Hitlers wiehernde Millionen-Armee zahlt hohen Blutzoll
Zuchtziel winterhartes Steppenpferd für Wagen und Magen nicht erreicht -- Für Ross und Reiter sind Feldzüge ein Todeskommando
Das winterharte, genügsame, milch- und fleischliefernde und vor allem für den Einsatz als vielseitiges robustes Gebrauchspferd für Siedler und Soldaten besonders im Ostraum gedachte Super-Steppenpferd war tatsächlich ein hohes Zucht-Ziel von Nazi-Größen wie SS-Reichsführer Heinrich Himmler.
Dieser „Satan“ in Menschengestalt und Hühnerzüchter setzte in den letzten Kriegsjahren des 2.WK auf das Pferd, um akuten Nahrungs- und Motorisierungsmangel zu begegnen.
Michael H. Kater berichtet dazu in den Studien zur Zeitgeschichte in einem Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches mit dem Titel: „Das „Ahnenerbe" der SS 1935-1945“, dass Himmler von den Mongolen wusste, dass man konservierte Pferdemilch in Würfeln gefroren in den Satteltaschen transportieren und das auch das Fleisch gefallener Pferde als vorzüglicher Trockenproviant parat stehe.
(Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte Band 6 - R. Oldenbourg Verlag für Zeitgeschichte München 2006)
Himmler beauftragte danach im Juli 1943 den promovierten Ornithologen Ernst Schäfer mit der Zucht eines Steppenpferdes für Kriegs- und Siedlungszwecke. Es sollte aus dem rotbraunen Steppenwildpferd (Equus Przewalski), aus den wüstenartigen Hungersteppen der Dsungarei in Westsibirien" und aus dem mausgrauen Waldwildpferd „Tarpán" (Equus Gmelini) ein Steppenpferd „vielseitiger Verwendbarkeit" entstehen. In der Praxis als Zug- und Reitpferd als auch als melkbares Schlachtvieh dienen. Doch daraus wurde erst einmal nichts.
Im September 1944 hatte man Michael H. Kater zufolge in Norwegen einige Pferde für so eine Zucht gefunden. Auch dieses Vorhaben klappte nicht mehr. Dagegen erreichten im März 45 zur geplanten Zucht geeignete osteuropäische Pferde erst Posen und dann Ohrdruf in Thüringen. Das Kriegsende vereitelte schließlich die Zuchtziele zum winterharten Steppenpferd.
Wie wichtig Kriegs-Pferde für die Erreichung militärischer Ziele von Wehrmacht und Waffen-SS waren zeigt ein Bericht von Thomas Menzel für das Bundesarchiv auf Socialmedia.
Danach wurden bei der Reichswehr 1933 erst ca. 42.000 Pferde gezählt. Der Pferdebestand kletterte in der Wehrmacht vor dem 2. WK auf etwa 170.000 Tiere.
Zum Kriegsbeginn am 1. September 1939 waren es 573.000 Pferde, für den Russland-Feldzug am 22. Juni 1941 wurden 750.000 Pferde bereitgestellt. Insgesamt wurden allein auf deutscher Seite im 2. Weltkrieg rund 2.800.000 Pferde eingesetzt.
Dem Bundesarchiv- Bericht zufolge soll es nach Ende des 2.WK tatsächlich Pferde gegeben haben, die den gesamten Krieg über als Truppenpferd „gedient“ hatten.
Aus Kriegspferden wurden schnell Schlachtopfer. Laut des Generalstabes des Heeres lagen die Pferdeverluste vom 22. Juni 1941 bis zum 31. Dezember 1944 im Monatsdurchschnitt an Totalausfällen bei etwa 30.000, davon über 90% beim Ostheer. Insgesamt beliefen sich die Totalverluste an Pferden in diesem Zeitraum exakt bei 1.558.508.
Ein weiteres Verlust-Beispiel aus der Aufstellung vom Bundesarchiv: Allein im Monat Dezember 1944 lag die Totalausfallsrate bei 26.134 Pferden, wovon 10.058 durch Feindeinwirkung starben und knapp 2.500 an Erschöpfung - bei einem Gesamtbestand in diesem Monat von etwa 930.000 Pferden. Zusätzlich befanden sich 40-80.000 Pferde pro Monat im Krankenstand.
Allen anderslautenden Propaganda-Parolen zum Trotze, hat das Pferd eine bewegliche Infanterie ermöglicht. Das gilt für die Aufklärung, Zug schwerer Waffen und Versorgungsfahrzeuge sowie den Transport der Führungsorgane. Auch die motorisierten und Panzer-Divisionen setzten in ihren Versorgungs- und Unterstützungsteilen zunehmend auf Pferde. Der Pferdebestand derartiger Divisionen lag 1942 bei ca. 1.500 Tieren, ebenso bei Luftwaffe und Marine. Selbst die Volks-Grenadier-Divisionen von 1944 – so der Bericht weiter - umfassten planmäßig noch 1.290 Pferde gegenüber nur 57 motorisierten Fahrzeugen.
Letztlich war es allein das Pferd, das die Infanterie beweglich machte, nicht nur, dass es ihr mit den genannten Einheiten als Aufklärung diente, es zog auch die schweren Waffen, die Versorgungsfahrzeuge und beförderte die Führungsorgane. Im Fortgang des Krieges dehnte sich der Tätigkeitsbereich der Pferde tatsächlich noch aus, auch die motorisierten und Panzer-Divisionen mussten in ihren Versorgungs- und Unterstützungsteilen zunehmend auf Pferde zurückgreifen (Pferdebestand derartiger Divisionen 1942 ca. 1.500), desgleichen bei Luftwaffe und Marine. Selbst die Volks-Grenadier-Divisionen von 1944 umfassten planmäßig noch 1.290 Pferde gegenüber nur 57 motorisierten Fahrzeugen.
Fazit des Berichts: Die Pferdeabhängigkeit der Streitkräfte sei begründet in der Tatsache, dass es der deutschen Industrie zu keinem Zeitpunkt gelang auch nur annähernd so viele Fahrzeuge zu produzieren, wie für eine durchgreifende Vollmotorisierung nötig gewesen wären. Für den bestehenden Fahrzeugbestand herrschte zunehmend Betriebsstoff-Mangel. „Das Pferd war in diesem Szenario kein Anachronismus, sondern ein nach wie vor brauchbares und vertrautes Hilfsmittel.“
Anderen Quellen zufolge überlebten 60 % der Kriegspferde nicht. Die leidgeprüften Rückkehrer mussten jetzt keine Kanonen mehr sondern nun Pflüge und Wagen in der Landwirtschaft ziehen. Zum Dank dafür landeten nicht wenige davon nach dem Krieg auf der Schlachtbank der Pferdemetzger/Rossschlächter.
Kasten/Absatz
Im Zweiten Weltkrieg leisteten rund 17 Millionen deutsche Soldaten Wehrdienst. Dabei starben ca. 5 Millionen.
Doch zurück zu unserem Ostgroßefehner Müllersohn und Russlandkämpfer Jürgen Müller-Dührig und seinem winterharten Steppenpferd. Selten, dass ein Künstler ein spontan - als Abschiedsgeschenk gedachtes - gezeichnetes Bild mit so viel lustigem Beiwerk zurück in eine schlimme Zeit lenkt, die er als Soldat mit seinen Frontpferden hautnah erleben und doch überleben durfte. Heute gibt es wieder rund 1,2 Millionen Pferde in Deutschland, Gottseidank die meisten für Sport und Freizeit.
Jochen Wagner, Ostgroßefehn
Es kommt noch ein Foto vom Pferdemarkt-Denkmal Aurich. Ich denke das haben die „Schlachtrösser“ verdient.